Froschzucht, das Große Geld und der Artenschutz
Machen Pfeilgiftfrösche reich? Ja und Nein. Die Tierchen sind ja schweineteuer: 30 € für Ranitomeya reticulata, 40-60 für einen „Azureus“, und die besseren Ooophaga-Arten sind nicht unter ein paar hundert Euro zu haben. Dann müsste man ja mit der Zucht von Dendrobaten eine goldene Nase verdienen können, zumal die Tiere, wie oben beschrieben, sich ja offenbar selbst um ihren Nachwuchs kümmern.
Nehmen wir Dendrobates leucomelas, der 20 Jahre alt werden und im Sommer im Schnitt
5 Eier/Woche legen kann, das sind 2000 Eier von einem Tier. Verkaufen wir die Jungtiere für 25 €, errechnen sich 50.000 € von einem einzigen Frosch!
Aber Vorsicht: nicht aus jedem Ei wird eine Kaulquappe, und wenn wir sie nicht künstlich aufziehen, längst nicht aus jeder ein Frosch, und längst nicht jedes Jungtier werden wir gleich los! Bis unsere Nachzuchten nach einem Vierteljahr an Land gehen, haben wir jede Quappe im Schnitt 30 x gefüttert und ihr das Wasser gewechselt, man braucht also für ein paar Terrarien mit Dendrobaten im Schnitt – wenn man flott ist ! - eine halbe Stunde täglich. Also im Monat zwei Acht-Stunden-Tage, im Jahr 24 Arbeitstage, in 20 Jahren fast 500. Und für eineinhalb Berufsjahre wären 50.000 € (wenn wir alle Nachzuchttiere gleich loswürden!) schon nicht mehr gar so viel. In dieser Rechnung sind noch nicht die Kosten für Terrarium, Einrichtung und Technik, die laufenden Stromkosten, Ersatz-Leuchtstoffröhren etc.
Und dann haben die Tiere noch nichts gefressen!
Also: wer die hippen Dendrobaten – und Tierhaltung überhaupt – als Einnahmequelle betrachtet, sollte die Finger davon lassen. Sie kosten uns Zeit und Geld, wie jedes Hobby, und nur wenn man sehr erfolgreich ist, kann sich das Hobby durch Abgabe von Nachzuchten einigermaßen tragen; „Gewinn“ macht man nicht wirklich.
Aber ich sehe das anders: ich zahle gerne 30 € für ein behördlich gemeldetes, artenschutzkonformes, gesundes Nachzuchttier und unterstütze damit engagierte und vortreffliche Leute, die Methoden erarbeitet haben, diese herrlichen Tiere in Menschenobhut zu erhalten und zu vermehren. Tier- und naturschutzgerechte Nachzucht zerstört den Markt für illegale Naturentnahmen! Natürlich muss jede neue Art erst einmal in die Hände von Spezialisten gelangen, um vermehrt zu werden, aber was mich betrifft: ich brauche keine angesagten „Hype“- und Modearten als Wildimporte. Ich komme mit den schon bewährten und eingeführten Klassikern voll auf meine Kosten. Und bei manchen dieser "Klassiker" weiß man außerdem gar nicht, wie viele dieser Art in ihren natürlichen Habitaten nch existieren. Ich kann also mit meinen Nachzuchten dazu beitragen, diese Botschafter des Regenwaldes in Menschenobhut zu erhalten.