Strauchpfingstrosen

Und dann gibt es noch die kostbarsten, edelsten Pfingstrosen: die chinesischen Strauchpfingstrosen, bei denen sich die Triebe nicht alljährlich aus Erdknospen erneuern, sondern die als echte Gehölze wachsen. Die Büsche können im Alter bis Mannshöhe erreichen und 3-4 m breit auseinander fallen (man kann sie aber durch gekonnten Schnitt auch kompakter halten!).

Die Blüten gehören zu den atemberaubendsten, spektakulärsten der Pflanzenwelt: formvollendete Gestalt, herrliche Farben, und Blütendurchmesser von einem Viertelmeter (!) sind keine Seltenheit.

Eigentlich ist es nur eine Handvoll natürlicher Arten, die in den unzugänglichen Gebirgsregionen Tibets und Chinas wild wachsen. Da jedoch diese Pfingstrosen seit Menschengedenken in China so verehrt werden wie bei uns die Rosen, sind die Unterschiede zwischen Art und Sorte, Naturform und uralter Züchtung kaum mehr festzustellen. Charakteristische Arten sind jedenfalls Paeonia lutea mit ihren riesigen, schön gefiederten Blättern und den zur Seite nickenden, gelben Blüten und Paeonia rockii, deren weiße Blütenschalen im Zentrum ein charakteristisches schwarzviolettes Auge tragen.

Seit den alten chinesischen Dynastien werden die Strauchpfingstrosen gezogen, als Kostbarkeiten in kaiserlichen Anlagen bewacht, in Gedichten besungen oder wegen ihrer heilkräftigen Wurzelrinde als Heilpflanzen auf Feldern angebaut.

Von China gelangten die Strauchpaeonien früh nach Japan, wo sie ebenfalls zu fantastischen Sorten weitergezüchtet wurden. Und im zwanzigsten Jahrhundert kamen noch einmal neue Strauchpfingstrosen aus den USA: Der gebürtige Grieche Nassos Dafnis schuf herrliche Blütenwunder in atemberaubenden Farben und benannte seine Sorten nach Gestalten aus der griechischen Götter- und Sagenwelt.

Warum Strauchpfingstrosen so schwer zu vermehren und daher so schweineteuer und kostbar sind, verrate ich in „Nekromantik für Anfänger“.