Schwarzes Gold –
das Wunder des Komposthaufens
Auch das ist sozusagen wieder ein Kapitel aus dem dicken Buch „Was Großvater noch wusste“. -Für jeden klassischen Gärtner Allgemeinbildung, aber bei den modernen Leuten wieder weitgehend unbekannt. Viele moderne Hausgärtner legen sich gar keinen Komposthaufen an, weil sie davon überzeugt sind „ein Komposthaufen stinkt!“. Hier also ein altes Ding neu erklärt: was ist Kompost, wozu ist er gut, und wie macht man ihn?
Ein Komposthaufen ist kein Misthaufen !
Was ist Mist?
Jahrtausendelang gehörte zur Landwirtschaft der Misthaufen. Die Ausscheidungen der Tiere landeten, mit Stroh vermischt, auf einem Haufen, der später als Dünger auf den Acker oder in den Garten gefahren wurde; es gab ja noch keinen Mineraldünger. Auf dem Misthaufen landete auch jeglicher Küchenabfall. Unverrottbaren Kunststoff-Verpackungsmüll, Dosen, Folien etc. haben unsere Vorfahren ja nicht produziert.
Nun zur Chemie des Misthaufens: der Misthaufen besteht überwiegend aus Fäkalien, aus dem Kot wird die chemische Substanz Skatol freigesetzt, beim Abbau des Harns entsteht Ammoniak, in den dichter gepackten Lagen entstehen durch anaerobe Zersetzungsprozesse Methan und organische Säuren wie Milchsäure, Propionsäure und Buttersäure. Insgesamt ein Inferno für die Nase! Es gibt wohl keinen, der Fäkalgeruch nicht als ekelerregend empfindet, und die Geruchsschwelle des Menschen für Skatol liegt bei 1 Milligramm verteilt auf das Luftvolumen einer 200 m langen Fabrikhalle! Und das hat seinen biologischen Sinn: Schon unsere höhlenbewohnenden Vorfahren reagierten äußerst empfindlich auf diese Gestänke, da sie uns vor fäkalienverschmutzten, unsauberen Orten warnen, wo wir uns mit Eingeweidewürmern, Kolibakterien und andere Krankheitskeimen infizieren könnten.
Was ist Kompost?
Kompost ist etwas völlig anderes. Im Kompost gibt es keine Fäkalien oder andere stickstoffreiche Substanzen, die bei der Zersetzung stinkende Gase freisetzen würden. Kompost ist die Perfektion eines Prozesses, den uns Mutter Natur vormacht: Im Wald wird nur ein kleiner Teil der Blätter von Tieren gefressen; der Großteil fällt im Herbst zu Boden und wird von Regenwürmern, Asseln, Tausendfüßern, Springschwänzen, Bodenmilben, Pilzen und anderen Bodenorganismen zersetzt. Das Resultat ist garer, fruchtbarer, lockerer Waldboden – und der stinkt bekanntlich nicht! Waldboden riecht nach Erde und Pilzen, nach Gesundheit, Vertrauen und Heimat und strahlt die Ruhe des Waldes aus, aus dem er entstanden ist.
Die Verwandlung von Blättern zu Waldboden geht allerdings langsam vonstatten: Bevor die Blätter fallen, werden verwertbare Nährstoffe teilweise von den Bäumen „recycelt“, also aus den Blättern entzogen. Das Falllaub ist also „ausgelutscht“ und besteht hauptsächlich aus dem schwer abbaubaren Kohlehydrat Zellulose – wie Watte oder Klopapier – enthält aber wenig stickstoffhaltige Proteine, von denen die Bodenorganismen leben könnten. Es ist für diese Tiere sozusagen „viel trocken Brot mit sehr wenig Wurst“. Bei einem so ungünstigen Verhältnis von Kohlenstoff (C) zu Stickstoff (N) spricht man von einem weiten C/N-Verhältnis. Je ungünstiger dieses Verhältnis und die klimatischen Bedingungen, je langsamer findet die Zersetzung statt, es bilden sich Rohhumusdecken wie die dicken Nadelerdeschichten in Kiefern- und Fichtenforsten.
Kompost ist „Waldboden aus Menschenhand“
Auch der Kompost setzt sich aus Pflanzenteilen zusammen, allerdings nicht aus trockenem Falllaub, dem ein Teil der Nährstoffe bereits entzogen wurde, sondern aus saftigen Gartenabfällen wie gejäteten Unkräutern, Rückschnitt von Stauden und Gehölzen und Gemüseabfällen aus der Küche. Ganz allein daraus können die Kompostorganismen allerdings nicht die wertvollen, krümeligen „Ton-Humus-Komplexe“ bilden, deshalb kommt gelegentlich eine dünne Schicht mineralische, lehmige Gartenerde dazu; die an den Wurzeln der Unkräuter hängende Erde ist oft schon genug. Aus diesem Gemisch machen die Tiere im Laufe eines Jahres eine lockere, krümelige, fast schwarze, waldbodenartige Erde, die wir auf die Beete verteilen können.
Nichts am Kompost ist unappetitlich. Natürlich beherbergt er, wie alles in der Natur und übrigens auch unsere Körperoberfläche, jede Menge Bakterien, Pilze und andere Mikroorganismen, aber definitiv nicht solche, die Mensch und Tier gefährlich werden. Das zeigt sich schon anschaulich in der Tatsache, dass wir in Kompost angebauten Salat, Radieschen, Möhren oder Erdbeeren mit der größten Selbstverständlichkeit roh verzehren können.
Was gehört auf einen Kompost ?
Das Wort Kompost kommt von lat. compositum, also „das Zusammengesetzte“. Er lebt von der ausgewogenen Mischung seiner Bestandteile.
- Gejätete Gartenunkräuter
(Aber Achtung: Problem- Wurzelunkräuter wie Giersch, Quecken, Winden, Schachtelhalm, Hahnenfuß etc. sind mitsamt der anhaftenden Erde wertvollste Kompostbestandteile, allerdings müssen wir sie zuvor in der Sonne sorgfältig antrocknen lassen, damit sie nicht etwa auf dem Kompost um so üppiger weiterwachsen.
Hartnäckige Samenunkräuter (Brennnesseln, Gänsedisteln, Greiskraut, Vogelmiere etc.) sollten nur solange auf den Kompost, wie sie noch nicht fruchten, damit wir nicht später mit dem guten Kompost die Unkrautsamen gleich wieder mit ausbringen.)
- Rückschnitt von Stauden und Gehölzen incl. Zweigen und Ästchen. Haben wir einen Gartenschredder, können wir auch gröberen Rückschnitt kompostieren.
- frischer Grasschnitt (sofern nicht voller Unkrautsamen)
- Gemüseabfälle (Kartoffel- und Zwiebelschalen, Möhrenlaub, Kohl- und Porreeblätter etc.)
- unbedingt alle Eierschalen ! Keine Angst, auch sie verrotten. Sie sind eine wertvolle Kalziumquelle für die Kompostorganismen und erhöhen den Kalkgehalt des Kompost.
- Kaffeesatz, Teeblätter und Teefilter (das Filterpapier verrottet auch!)
Nicht auf den Kompost gehören:
- Essensreste wie gekochte Kartoffeln, übrig gebliebene Schulbrote, Kuchen- und Tortenreste. Mit diesen unnatürlichen „Nahrungskanonen“ locken wir unweigerlich in kürzester Zeit ungebetene Gäste wie Mäuse und Ratten, Krähen, Elstern und Waschbären an, gewöhnen sie an unseren Kompost und werden sie nie wieder los. Ganz besonders schlimm ist „Fleischernes“ wie Knochen, Fett und Soßenreste.
- Fette und Öle aus Pfanne und Friteuse können von den Kompostorganismen nicht abgebaut werden und bleiben als unappetitliche, schmierige, ranzige Klumpen ewig erhalten!
- Grasschnitt:
Sauberer Grasschnitt ohne Unkrautsamen, als dünne Schicht abwechselnd mit anderen Abfällen verrottet gut.
Aber Achtung:
Große, regelmäßig gemähte Zierrasenflächen produzieren ständig große Mengen Grünschnitt, die als „Kompost“ aufgehäuft werden.
Aber das funktioniert leider nicht!
Dieser Grasschnitt ist zwar sehr nährstoffreich, verdichtet sich aber zu kompakten Massen, die im Inneren schlecht belüftet sind und wo statt gesunder Kompostrotte anaerobe Gärungsprozesse einsetzen. Solche Grasschnitthaufen haben im Inneren kompakte, schwarzgrüne Lagen, die ewig nicht verrotten und die Milchsäure, Propionsäure und andere übelriechende organische Säuren freisetzen. Solche gärenden Grasschnitthaufen stinken bis in die Nachbarschaft nach Kuhmist oder Silage und sorgen für das mittlerweile verbreitete Vorurteil, dass „Komposthaufen stinken“.
Mit Kompost hat solch ein Haufen jedoch nichts zu tun.
Das Aufsetzen des Komposthaufens
Nach der klassischen Lehre werden die „Zutaten“ als Küchenabfälle, Laub, Schnittgut, Erde etc. zwischengelagert und in ausreichend feuchtem Zustand Schicht auf Schicht als Miete aufgesetzt. Ein solcher Edelkopost erhitzt sich durch die einsetzende Tätigkeit der Mikroben einige Tage nach dem Aufsetzen auf über 40o C, wodurch Unkrautsamen abgetötet werden. Erst nach Abklingen dieser Hitzephase wandern Regenwürmer etc. ein.
Die Praxis sieht meist anders aus. Wer hat schon größere Lagerflächen allein für das Lagern der einzelnen Bestandteile? Man bestückt also den Kompost kontinuierlich und hat am Besten zwei Kompostmieten:
In die erste kommen nach und nach, so wie sie anfallen, sämtliche Küchenabfälle, Laub, Gartenunkräuter, Rückschnitt etc., immer wieder mit einer dünnen Schicht Gartenerde. Auch die auf Ton basierende Natur-Katzenstreu eignet sich, sofern man darauf achtet, dass die Schichten jeweils dünn genug sind und nicht zu kompakten Tonschollen verkleben. Wenn die erste Miete voll ist, bestückt man die zweite. Nach ca. 1 Jahr ist der Inhalt der ersten Miete kompostiert und kann durchgesiebt werden. Nun ist die erste Miete wieder leer, während die zweite ein Jahr reifen kann. So hat man immer eine aktive und eine ruhende Miete, und die Kompostorganismen können jeweils den reifen Kompost verlassen und in den neuen hinüberwandern.
Die Ernte des Kompost
Am Besten an einem schönen Frühlingstag, wenn der Kompost gut abgetrocknet ist, wird er durchgesiebt. Man baut sich ein mit Zaundraht bespannten Rahmen mit einem nach hinten aufklappbaren Ständer, stellt ihn schräg auf und wirft den trockenen Kompost Schaufel für Schaufel dagegen. Feine, krümelige Bestandteile sammeln sich als reifer Kompost hinter dem Sieb; noch grobes, unverrottetes, holziges Material rutscht vor dem Sieb herunter. Es enthält allerlei wertvolle Kompostorganismen und bildet gleich (aber nicht zwischendurch austrocknen lassen!) die Grundlage für die neue Miete. Der reife Kompost kann sofort auf die Beete verteilt werden, er lässt sich aber in erdtrockenem Zustand auch in Säcke füllen und im Schatten monatelang lagern.
Eine der vielen Arten, die uns bei der Kompostbereitung helfen: das Weißwürmchen Enchytraeus albidus.
Der Mercedes unter den heimischen Würmern: der klassische Regenwurm (Tauwurm, Lumbricus terrestris). Er ist im Garten unglaublich wichtig und durchwühlt den Bioden bis in große Tiefen, im Kompost spielt er aber keine Rolle. Hier überlässt er das Feld seinem roten Bruder Lumbricus rubellus.